Steine - Soest-Hellweg
Besichtigung des Steinbruchs in Klieve und die Ausstellung des Künstlers Klaus Becker
Die blaue Stunde wurde auf Samstag, den 19.8.23 verlegt. Das Angebot, den Steinbruch in Klieve und anschließend die Ausstellung des Künstlers Klaus Becker zu besuchen, nahm der Club gern wahr.
Startpunkt war der Obelisk am Eingang der Steinbrüche. Er besteht aus AnröchterGrünsandstein und ist mittlerweile ein Wahrzeichen für die örtliche Steinindustrie. Ein Kunstwerk von Jo Kley.
Reinhard und Mechthild Schulte ermöglichten uns den Besuch des Steinbruchs – an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank. Sie führten uns in die Geschichte des Grünsandsteins ein.
Es ist ein einzigartiges Sedimentgestein, welches vor ca. 90 Millionen Jahren in der Gegend um Anröchte, am nördlichen Rand des Sauerlandes entstanden ist. Es handelt sich aufgrund des hohen Karbonatanteils von etwa 64 Prozent und eines Quarzanteils von etwa 31 Prozent um einen Kalkstein. Die restlichen 5 Prozent bilden Gesteinsschutt und Glimmer..Glaukonit ist ein Verwitterungsmineral, es färbt diesen Naturstein grün bzw. bläulich. Wegen seiner lebhaften Oberfläche ist der Stein sehr beliebt bei Künstlern, im Landschaftsbau aber auch für Fassaden an Gebäuden und deren Innenausbau.
Eindrucksvoll wurde uns von Mark Mulavecz im Steinbruch gezeigt, wie heute Steinabbau betrieben wird. Bei Temperaturen im Abbaugebiet von 35 Grad wurde deutlich, dass bei allen technischen Hilfen noch ein hoher Anteil körperlicher Arbeit ansteht. Die Blöcke werden schon im Steinbruch für den endgültigen Verwendungszweck angepasst abgebaut. Hierbei kommt es auf das Verständnis für die Struktur des Steines an, um ihn sachgerecht zu bearbeiten. Durch Vorbohrungen, Ansetzen der Treibkeile und geschicktes Aufschlagen des Vorschlaghammers werden die angeforderten Steinblöcke erstellt.
Mit einem 58 Jahre alten Schwerlaststapler zeigte uns Mark den Abbruch eines ca. 12 Tonnen schweren Gesteinsbrocken. Dies erfordert viel Erfahrung und Geschick im Umgang mit dem großen Gefährt und Verständnis für das Verhalten des Gesteins im Bruch. Er beförderte den großen Brocken ohne Abbrüche oder Zerteilung des Gesteins auf den flachen Boden.
Nach dieser eindrucksvollen Kulisse und Arbeit besuchten wir die Werkstatt des Künstlers Klaus Becker. Klaus Becker wurde 1956 in Hamburg geboren. Er studierte freie Kunst und Bildhauerei an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Claus Böhmler und Ulrich Rückriem. Von 2000 bis 2002 lehrte Becker als Gastprofessor an der HfbK Hamburg.KlausBecker arbeitet in Ateliers in Anröchte-Klieve und Hemmoor-Basbeck. Anhand Skulpturen im Atelier und Außenbereich erläuterte er uns seine Kunst. Seine Suche nach Elementarformen, die in allen Kulturen zu finden sind, führte ihn über die Beschäftigung mit Symmetrien zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit: prozesshaft algorithmische Steinreihen zur Entstehung von Kugeln aus den Grundformen Würfel und Oktaeder. Hierbei werden die Ecken und Kanten der Grundformen nach einer festgelegten Regel Schritt für Schritt gebrochen. Die Wandlungen der Geometrien auf den Oberflächen der Steinpolyeder auf dem Weg zur Kugel dokumentiert Becker mit Steinabreibungen auf Papier, Abformungen aus Bronze oder Kupferblech und mit Reihen von Fotografien. Außerdem arbeitet Becker mit Skulpturen aus Holz (Vogelskulpturen) sowie mit Skulpturen, die aus Blättern, Schilfstängeln und Wachs geformt und aus Bronze gegossen werden. Als Gegensatz zur präzisen, regelhaften Arbeit an den Steinreihen liegt Beckers Interesse hierbei auf den nicht kontrollierbaren Arbeitsprozessen. Die Wahl der Materialien und die Gussprozesse erzeugen zufällige, „wilde“ Ergebnisse wie die Entwicklung der Statue einer Frau nach mehrfachen Abgüssen aus Beton, welche in einem kleinen Garten ausgestellt waren.
Nach diesen interessanten, eindrucksvollen Informationen war es notwendig, eine Stärkung am rustikalen Buffet einzunehmen. In lockerer, fröhlicher Runde klang der Nachmittag aus, der auch für die Kinder kurzweilig und abwechslungsreich war. Punkt 18:00 Uhr begann ein warmer Regenschauer, der zum Aufbruch aufforderte. Dennoch war der endgültige Schluss für die „Hartgesottenen“ erst gegen 21:30 Uhr.